Nur eine Berichterstattung der ARD oder Die FREIHEIT ist nun eine Floskel

Analyse und Kommentar zum Text: “Freiheit” zur Floskel des Jahres gekürt auf tagesschau.de: https://www.tagesschau.de/inland/floskel-des-jahres-101.html

Von Marco von Fabiranum, 2. Januar 2023 – Die FREIHEIT ist nun eine Floskel


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Nur eine Berichterstattung der ARD oder
Die FREIHEIT ist nun eine Floskel

Die FREIHEIT ist nun eine Floskel
Pressemitteilung “Floskel des Jahres”

Gleich am ersten Tag des neuen Jahres berichtet die tagesschau.de ihren Lesern, dass es sich bei dem einstmals großen Wert der Demokratie, der „Freiheit“, nur noch um eine Floskel handelt.
Man möchte meinen, die ARD mit ihrem Ableger tagesschau.de könne hier für diesen Inhalt gar nichts dafür, denn sie berichtet ja lediglich, was andere als Pressemitteilung herausgaben.
(Pressemitteilung Floskelwolke, Download: https://t.co/vUH5M0iHeG – [Anm.: Adobe PDF Datei als MS Word .docx Datei gespeichert 🤦‍♂️] oder unter diesem Beitrag)

Aber der Reihe nach.

Da gibt es eine sprach- und medienkritische Initiative namens “Floskelwolke”. Und diese Initiative kürt nun einmal jährlich einen Begriff zur Floskel des Jahres. Heuer hat`s nun die Freiheit erwischt.

“Sozialtourismus”, „technologieoffen“, “Klimakleber” und der “Doppelwumms” – sind die weiteren gekürten Floskeln auf den Plätzen zwei bis fünf.

Die “Floskelwolke” wurde im August 2014 von Udo Stiehl und Sebastian Pertsch initiiert. Das Ziel ist es – so schreibt es sogar die Tagesschau.de ganz am Ende ihres Berichts – dem professionellen Nachrichtengeschäft den Spiegel vorzuhalten. Kritisiert werden Floskeln, Phrasen und fragwürdige Formulierungen in deutschsprachigen Nachrichtentexten.

Liest man diese vermeintliche Nachricht nun auf der Webseite der Tagesschau, wird einem allerdings etwas gänzlich anderes vermittelt.

Dort wird folgendes erklärt:

Ihre Nummer eins wurde der “entwürdigte” Begriff “Freiheit”.
Die sprach- und medienkritische Initiative “Floskelwolke” hat den Begriff “Freiheit” zur Floskel des Jahres 2022 gekürt. Der Freiheitsbegriff werde “entwürdigt von Egoman*innen, die rücksichtslos demokratische Gesellschaftsstrukturen unterwandern”. Im Namen der Freiheit verkehrten sie “selbstgerecht und unsolidarisch die essenziellen Werte eines Sozialstaates ins Gegenteil – alles für den eigenen Vorteil”. Dabei sei “Freiheit” nicht Gegenstand der Kritik und keine hohle Phrase, “sondern nur deren egoistische Fehldeutungen lassen sie zur Floskel verkommen”.

Die Tagesschau zitiert hier eindeutig korrekt, denn genau so ist es auch in der Pressemitteilung der Initiative „Floskelwolke“ zu lesen.

An dieser Stelle stellt sich allerdings eine wichtige Frage. Wer ist der Adressat der Kritik? Was war doch gleich die Intention der Initiative?

Das Ziel ist es dem professionellen Nachrichtengeschäft den Spiegel vorzuhalten! So liest es sich auch bei der Initiative „Floskelwolke“.

Doch sowohl in deren Pressemitteilung als auch im Tagesschau-Bericht liest sich die Begründung wie eine Kritik am Bürger, welcher um seine Freiheit besorgt, dieses Wort benutzte. Bei diesen Bürgern handelt es sich nun um rücksichtslose Egomanen, um selbstgerechte und unsolidarisch handelnde Bürger. Nun, solche egoistischen Menschen gibt es natürlich auch, aber was hat das mit dem Den-Medien-Den-Spiegel-Vorhalten zu tun?

Von einer Selbstkritik ist die ARD nicht etwa meilenweit entfernt. Eher ist zu vermuten, dass Selbstkritik in den Augen der ARD lediglich eine Tätigkeit von anderen ist. Denn eine entsprechende Reflexion findet im Bericht mit keinem Wort statt. Man wiederkäut lediglich fremde Pressemitteilungen.

Während man die Intention von Stiehl und Pertsch grundsätzlich begrüßen könnte, nämlich den Medien ihre oftmals unsägliche „Floskelitis“ aufzuzeigen, so erscheint genau dieses Ziel hier verfehlt worden zu sein. Vielleicht ist es aber auch mehr, als eine Verfehlung?

Man hatte es bei der Floskelwolke bereits geahnt, dass es erneut zu einem Shitstorm kommen könnte!

Denn Sebastian Pertsch beklagte sich in seiner Pressemitteilung:

„Nachdem wir vor einem Jahr die ‚Eigenverantwortung‘ zur Floskel des Jahres 2021 kürten, folgte ein tagelanger Shitstorm rechtslibertärer Aktivist*innen…“

und weiter:

„Mitte Januar 2022 twitterte ich: ‚Ich glaube, wenn wir kommendes Jahr #Freiheit# als FloskelDesJahres 2022 wählen sollten, würde Twitter implodieren.“

Das ist hier wirklich bemerkenswert, dass Pertsch bereits im Januar 2022 ahnte, dass die „Freiheit“ gekürt werden könnte. Nun ist es „passiert“, die „Freiheit“ ist der Floskelsieger. Man wird sehen, ob sich Herr Pertsch nun wieder wird wundern müssen.

Die Floskelwolken-Initiatoren erwähnen ausdrücklich:

„Dabei sind ‚Eigenverantwortung‘ und ‚Freiheit‘ nicht Gegenstand der Kritik und sicherlich auch keine hohlen Phrasen, sondern nur deren egoistische Fehldeutungen lassen sie zur Floskel verkommen.“

Die „Eigenverantwortung“ war der Floskelsieger des Jahres 2021 und es hagelte arge Kritik.

Man versucht hier – wie bereits auch ein Jahr zuvor – durch Differenzierung einer weiteren Kritik zu entgehen. Dass das mit der „Freiheit“ einfach nur misslingen kann, muss doch eigentlich klar sein. Und es verwundert schon ganz arg, dass den Machern der „Floskelwolke“ hier so gar keine Einsicht innewohnt.

Wie weiter oben bereits erwähnt: Der Adressat ist einfach nicht deutlich geworden, oder besser: Falsch gewählt! Während man eigentlich das Ziel vorgab, den professionellen Medien einen Spiegel vorzuhalten, verschiebt sich dieses Ziel jedoch vom Medienmacher auf den Mediennutzer, also den Bürgern.

Das ist hier doch wirklich nicht schwer zu verstehen: Wer Menschen attackiert, muss damit rechnen, dass diese sich verteidigen. Man spricht in der eigenen Presseerklärung von Egoman*Innen und Egoisten. Solche Charaktere werden einzelnen Menschen zugeschoben. Für Institutionen, wie großen Medienhäusern, sind solche Zuschreibungen schlichtweg unzutreffend.

Pertsch äußerte sich in der Pressemitteilung so:

„Leider übertraf der verbale Missbrauch des Freiheitsbegriffs alle Erwartungen und er ist ein verdienter Sieger dieses Negativpreises.“

Wenn Pertsch den „verbalen Missbrauch des Freiheitsbegriffs“ bedauert, so spricht er von seinen Shitstorm-Erfahrung auf Twitter. Eine Medienkritik ist hier ganz und gar nicht zu erkennen. Im Gegenteil: Seine Kritik zielt nur auf den Bürger!

Die Freiheit ist natürlich keine hole Phrase. Der den Machern so wichtige Hinweis, das erst eine egoistische Fehldeutungen die Freiheit zur Floskel verkommen lasse, deutet unmissverständlich auf den Bürger. Auf wen denn sonst bitte?

Da die Freiheit Bestandteil der deutschen Nationalhymne und ein wesentlicher Wert in unserem Grundgesetz ist, möge man sich doch bitte einmal folgendes vorstellen: Man nehme an, ein großes professionelles Medienhaus würde es tatsächlich wagen, die Freiheit durch „egoistische Fehldeutungen“ zur Floskel zu verschandeln. Handelt es sich dann nicht auch automatisch um einen Angriff auf das Grundgesetz?

Gut, ok, da wird es sehr viele Menschen in Deutschland geben, die denken, dass die Begriffe „Medien“ und „Freiheit“ eh nicht mehr zusammenpassen. Aber hier geht es darum, dass die Freiheit zur Floskel verkommen ist und dass das eben auch eine Ursache hat. Und genau diese Ursache wird bei der Kür zur Floskel des Jahres eben nicht bei den Medien verortet, sondern beim Bürger.

Dass der Freiheitsbegriff höchst sensibel ist, haben die Macher der Floskelwolke bereits im Januar 2022 mitbekommen. Selbst Philosophen streiten und diskutieren über dieses höchst interessante Freiheitskonstrukt. Auf Twitter braucht es nur ganz wenig Gratismut, jemandem vorzuwerfen, sein Freiheitsbegriff sei eine egoistische Fehldeutung. Im richtigen Leben allerdings holt man sich dafür fette Beulen ab.

Die ARD ist – wie immer – fein raus, denn sie zitierte ja nur aus einer Pressemitteilung. Selbstkritik gibt es nicht – warum auch? Der Bürger zahlt ja dafür!

Die Idee der Floskelwolke ist super. Ihre Umsetzung zeigt aber: Eine (Journalisten)Krähe hackt der anderen nicht die Augen aus.

 

Marco von Fabiranum, 02. Januar 2023


Eine Besondere Sicht auf den einen Autor, Sebastian Pertsch

Zusammengefasst: Die Pertsch Chroniken

Veröffentlicht am 7. Februar 2020 von Severin Tatarczyk

“Vorbemerkung

Dies ist die Zusammenfassung des Fortgangs meiner Strafanzeige gegen Sebastian Pertsch sowie die Dokumentation der Strafanzeige von Pertsch gegen mich.

Wenn Sie selbst von Sebastian Pertsch online beleidigt wurden, finden Sie hier ein Muster für eine Strafanzeige mitsamt Strafantrag. …”

👉 https://www.severint.net/2020/02/07/zusammengefasst-die-pertsch-chroniken/
…und…
👉https://www.severint.net/2021/03/25/koepfe-sebastian-pertsch/


Weitere Informationen

“Floskelwolke” – Wikipedia Löschantrag

Nur eine Berichterstattung der ARD oder Die FREIHEIT ist nun eine Floskel


Zu Paetsch – Robert Bosch Stiftung

Paetsch Verbindung zur NGO “Robert Bosch Stiftung”, die als Invenstor vieler “Transatlatisches Bündnis” (bedeutet: USA konform) Unterstützender Institute als Sponsor auftritt, ist auffällig. Seine berichterstattung, und generelle Einstellung zur “Freiheit” oder zur “Eigenverantwortung” scheint sehr in die maintream Richtung geprägt zu sein. eine entsprechende Bühne bekommt er.

Nur eine Berichterstattung der ARD oder Die FREIHEIT ist nun eine Floskel
Quelle: Paetsch Homepage

Uns ist die Robert Bosch Stiftung NGo bei eigenen NGO Recherchen vielfach begegnet. 👉YouTube Wer behauptet was? Eine Informationsquellen-Analyse


Floskel des Jahres 2022 – Inhalt der Pressemitteilung

Floskel des Jahres 2022

Der Negativpreis der Floskelwolke

Bekanntgabe: 01.01.2023 um 12.00 Uhr

Die „Floskel des Jahres“ 2022 ist „Freiheit“. Auf Platz 2 landete „Sozialtourismus“, Platz 3 wurde „technologieoffen“, „Klimakleber“ erreichte den 4. Platz und „Doppel-Wumms“ wurde Fünfter.

Inhaltsverzeichnis

  1. Über den Negativpreis
  2. Statements
  3. Die fünf Gewinner
  4. Über die Floskelwolke
  5. Über die Macher der Floskelwolke
  6. Kontakt

1. Über den Negativpreis

Verbale Provokationen, fragwürdige Begriffe, ausgeleierte Floskeln und geframte Phrasen haben die Nachrichtenberichterstattung auch im vergangenen Jahr geprägt. Besonderes Augenmerk verdienten dabei erneut jene zur Pandemie und zur Klimapolitik, aber auch zur Energiekrise, die gelegentlich wenig durchdacht waren, mit denen teils distanzlos berichtet wurde oder die gezielt in den medialen Umlauf gebracht wurden. Die Wortwahl hat an Schärfe zugelegt – analog zum Diskurs, der zunehmend von schwarz-weiß-Argumentationen geprägt ist. Framing und Begriffskaperungen blieben alltäglich und wurden gezielt eingesetzt.

Udo Stiehl und Sebastian Pertsch, die Macher hinter der ausgezeichneten sprach- und medienkritischen „Floskelwolke“, haben aus Vorschlägen und eigenen Beobachtungen fünf Kandidaten ausgewählt, die im abgelaufenen Jahr besonders für Stirnrunzeln und Kopfschütteln gesorgt haben, und sie zu „Floskeln des Jahres 2022“ gekürt. Die TOP 5 wurden am Sonntag, den 1. Januar 2023 um 12 Uhr bekannt gegeben. Der Negativpreis wurde zum dritten Mal vergeben.

Die Anzahl der qualifizierten Vorschläge für das Jahr 2022 war im Vergleich zum Vorjahr ähnlich hoch: Mehr als 70 Begriffe und Formulierungen, die einen Bezug zum vergangenen Jahr hatten, erreichten die Floskelwolke. Neben den TOP 5 „Freiheit“, „Sozialtourismus“, „technologieoffen“, „Klimakleber“ und „Doppel-Wumms“ wurden die ebenfalls preiswürdigen Formulierungen „Zeitenwende“, „Wertegemeinschaft“, „Corona-Pause“, „Immunschuld“ und „Resilienz“ vorgeschlagen, schafften es aber nicht aufs Siegertreppchen.

2. Statements

Udo Stiehl: „Wir beobachten, wie sich ein zunehmend aggressiver Umgang miteinander in der Gesellschaft in der Sprache widerspiegelt. Verächtliche Formulierungen werden wie Verbalkeulen geschwungen, was wiederum eine durchaus angestrebte Provokation zur Folge hat. Differenzierte Diskussionen werden durch Lautstärke und Schlagwörter überlagert. Das macht auch nicht Halt vor der Umdeutung eines hoch angesehenen Guts wie Freiheit, in deren Namen inzwischen egoistische Forderungen gestellt werden oder absurde Preisungen von z. B. Atomkraft als „Freiheitsenergie“ entstehen. Gegnerische Positionen in verächtlicher Form zu betiteln hat auf vielen Ebenen Einzug gehalten.“

Sebastian Pertsch: „Dass rechtskonservative bis rechtsextreme Kreise Begriffe und Formulierungen kapern und zweckentfremden, ist sicherlich nichts Neues. Die Mechanismen dahinter, die auch zu einer gewissen Verrohung in der Gesellschaft führen, sind schließlich bekannt. Verblüffend und erschreckend zugleich ist allerdings, wie schnell journalistische Medien diese Begriffskaperungen und Framings ohne nötige Einordnung verbreiten und wie effizient diese toxische Gesinnungen in die Gesellschaft einmassiert werden können.“

Udo Stiehl: „Fast wie ein Schimpfwort mutet die Bezeichnung „Klimakleber“ an. Und die Lautmalerei lebt wieder auf. War es zunächst noch die „Bazooka“, die aus der Hand des einstigen Finanzministers Scholz mit Milliarden schoss, um in der Pandemie z. B. Kurzarbeit zu finanzieren, legt der SPD-Politiker inzwischen als Bundeskanzler zum ‚Doppel-Wumms‘ an. Natürlich fällt einem führenden Politiker so etwas nicht spontan ein, das sticht so heraus, dass von vorneherein klar war, dass es überall als Zitat und als O-Ton läuft. Genauso funktioniert das auch mit den versteckten Botschaften. Wenn sich die FDP als „technologieoffen“ bezeichnet, kommt man erst einmal nicht darauf, dass damit sowohl „E-Fuels“ gemeint sind, die bislang als unwirtschaftlich gelten, und zugleich die alte Technik der Kernkraft weiterbetrieben werden sollte. Viel schlimmer aber ist der offenbar ungebrochene Drang, mit Komposita den Populismus anzuheizen, wie es mit dem Konstrukt „Sozialtourismus“ gemacht wurde. Schon 2013 wurde es zum „Unwort des Jahres“ gekürt. Damals hatten die Unionsparteien den Begriff in Umlauf gebracht. Und da kaufe ich es einem CDU-Vorsitzendenden nicht ab, „es nicht so gemeint“ zu haben, wenn er den Begriff 2022 wieder aus der Versenkung holt.“

Sebastian Pertsch: „Nachdem wir vor einem Jahr die ‚Eigenverantwortung‘ zur Floskel des Jahres 2021 kürten, folgte ein tagelanger Shitstorm rechtslibertärer Aktivist*innen, zu denen sich selbst ein Chefredakteur einer überregionalen Tageszeitung und ein Bundesminister, wenn auch ziemlich ahnungslos, gesellten. Obwohl wir in der Begründung ausdrücklich schrieben, dass Eigenverantwortung ‚ein legitimer Begriff von hoher gesellschaftlicher Bedeutung‘ sei und nur die Kaperung zugunsten von Egoismus das eigentliche Problem darstellte, wurde diese Information beim sinnlosen Aufpeitschen weggelassen. Das war schon beeindruckend. Mitte Januar 2022 twitterte ich: ‚Ich glaube, wenn wir kommendes Jahr #Freiheit als #FloskelDesJahres 2022 wählen sollten, würde Twitter implodieren.‘ Ich hatte gehofft, unrecht zu behalten – und zwar mit beidem. Leider übertraf der verbale Missbrauch des Freiheitsbegriffs alle Erwartungen und er ist ein verdienter Sieger dieses Negativpreises. Und er schlägt in die gleiche unangenehme Kerbe wie die ‚Eigenverantwortung‘, die auch mehrfach für 2022 vorgeschlagen worden war. Dabei sind ‚Eigenverantwortung‘ und ‚Freiheit‘ nicht Gegenstand der Kritik und sicherlich auch keine hohlen Phrasen, sondern nur deren egoistische Fehldeutungen lassen sie zur Floskel verkommen.“

3. Die fünf Gewinner

  1. Freiheit

Ich, ich, ich! Der Freiheitsbegriff wird entwürdigt von Egoman*innen, die rücksichtslos demokratische Gesellschaftsstrukturen unterwandern. Im Namen der Freiheit verkehren sie selbstgerecht und unsolidarisch die essenziellen Werte eines Sozialstaates ins Gegenteil – alles für den eigenen Vorteil.

  1. Sozialtourismus

Der Begriff suggeriert, dass Einwander*innen vor allem wegen Sozialleistungen kämen. Rechtslastiger Populismus in der Union hat Tradition. Schließlich war sie es vor zehn Jahren, die dem „Sozialtourismus“ zum „Unwort des Jahres“ verhalf – und die zynische Wortwahl auch im vergangenen Jahr pflegte.

  1. technologieoffen

Auf altbackene Techniken beharren und unwirtschaftliche Ideen aus der Glaskugel anpreisen. Nach allen Seiten offen und modern zu erscheinen, ist sprachlicher Nebelkerzenweitwurf bei marktwirtschaftlicher Sturheit. Wissenschaftlich valide Konzepte verblassen im Dunst dieser scheinbaren Offenheit.

  1. Klimakleber

Einprägsame Alliteration, die an Verächtlichkeit kaum zu überbieten ist. Ein knappes Sprachetikett für Menschen, die ungeachtet ihrer Ziele auf die Protestform reduziert werden. Auch die Etikettierer*innen aus Boulevard und Politik schreien nach Aufmerksamkeit, haben aber nur selten Gegenargumente.

  1. Doppel-Wumms

Die zweite Auflage der „Bazooka“ liegt auf dem Tisch, doppelt munitioniert mit Subventionen für Energiekonzerne und Verbraucher*innen. Der „Wumms“ aus dem Doppellauf der Büchse kostet so viel, dass er wohl nur noch lautmalerisch vermittelbar ist. Wir erwarten weitere „Piff-, Paff- und Puff“-Gesetze!

4. Über die Floskelwolke

Die Floskelwolke von Udo Stiehl und Sebastian Pertsch ist ein am 11. August 2014 gestartetes sprach- und medienkritisches Webprojekt, das dem professionellen Nachrichtengeschäft den Spiegel vorhalten soll. Mit der Floskelwolke kritisieren sie zum einen Floskeln, Phrasen und weitere fragwürdige Formulierungen in deutschsprachigen Nachrichtentexten. Zum anderen analysieren sie ihre Verwendung und Häufigkeit in den Medien in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Sie möchten dabei nicht anprangern, sondern sensibilisieren. Die Floskelwolke soll also kein Damoklesschwert sein, das als Wolke über ihren Kollegen schwebt. Das wäre ohnehin ein schiefes Bild.

Natürlich sind nicht alle Floskeln schlimm! Die Sprache verändert sich und sie lebt auch von Bildern. Es entstehen neue Wortschöpfungen und Bedeutungen. Die Macher der Floskelwolke kritisieren vor allem jene Formulierungen, die nicht nur einfach überflüssig, manchmal auch amüsant sind – und auch primär nicht jene, die einen Text hässlich und langweilig machen. Einige Begriffe und Formulierungen sind allerdings tatsächlich schlimm, wenn es um präzise Sprache geht oder Sachverhalte möglichst neutral geschildert werden müssen. Dann können sie falsche Bilder erzeugen oder Informationen verschleiern.

Das (daten)journalistische Webprojekt ist werbefrei, unabhängig, für die Leser*innen kostenfrei und wird ehrenamtlich betrieben. Es wird von den Machern privat finanziert, Sponsoren gibt es keine. Zusammen mit den Präsenzen in den sozialen Netzwerken (neuerdings auch auf Mastodon) erreicht die Floskelwolke mehrere zehntausend Leser wöchentlich.

Sebastian Pertsch und Udo Stiehl wurden für die Floskelwolke mit dem „Günter-Wallraff-Preis für Journalismuskritik“ ausgezeichnet und sie zählten zu den 25 Nominierten aus 1.400 Bewerbern des Grimme Online Awards 2015. Seit mehr als sieben Jahren erscheint im renommierten Medienmagazin journalist des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV) ihre „Floskel des Monats“. 2016 veröffentlichten die beiden Macher im PIPER-Verlag das unterhaltsame Sachbuch „Ihr Anliegen ist uns wichtig! So lügt man mit Sprache“.

Die „Floskel des Jahres“ wurde zum dritten Mal verliehen. 2021 erhielt „Eigenverantwortung“ den Negativpreis, im Jahr 2020 schaffte es „Einzelfälle“ auf den ersten Platz (mehr dazu im Archiv auf www.floskelwolke.de).

5. Über die Macher der Floskelwolke

Hinter der mittlerweile 8 Jahre alten Floskelwolke stecken die beiden Journalisten, Nachrichtenredakteure und Sprecher Udo Stiehl aus Köln und Sebastian Pertsch aus Berlin. Wer fast täglich mit Nachrichten zu tun hat, dem sind die altbekannten Formulierungen aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport geläufig. Sie tauchen immer wieder auf, obwohl sie abgedroschen sind oder journalistischen Maßstäben nicht genügen. Nachrichtenredakteure wissen das, bemerken es aber nicht immer – und das Publikum noch weit weniger. Die PR weiß das auszunutzen.

Wie sich so manche Floskel, Phrase oder Formulierung in den Medien hält oder sogar ausbreitet, machen die beiden Redakteure mit der Floskelwolke sichtbar. Bei der Auswahl der Begriffe greifen sie auf ihre Erfahrungen im Nachrichtengeschäft und die vielen Vorschläge ihrer Leserinnen und Leser zurück. Anprangern wollen sie nicht – aber nachdenklich machen. Sie betreiben die Floskelwolke mit einem gewissen Augenzwinkern, haben viel Spaß und Freude am Werk und der Sprache. Das journalistische Anliegen ist ihnen aber ernst.

6. Kontakt

Internet:

Ansprechpartner:

Sebastian Pertsch (Berlin) und Udo Stiehl (Köln)


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